30. August 2011

Word-Kurztipp: geschütztes Leerzeichen

Was mich stört: Wenn Zahlenangaben (wie etwa 50 Millionen EUR, 5 000 Fans, 50 000 V) in Texten zerfallen. Das muss nicht sein, mit nur 50 Cent Grips im Kopf ließe sich das vermeiden. Dabei müsste der Schreiber nur 1 Mal innehalten, 0,5 Sekunden vielleicht, und über die Verwendung von geschützten Leerzeichen nachdenken. Denn Texte sind in EDV-Zeiten nicht statisch – das Layout ganzer Texte wird geändert oder Textteile werden überarbeitet, umgestellt, neu zusammengefügt, und schon verlieren Zahlen ihr Bezugswort, da es auf die nächste Zeile abrutscht.

In Microsoft Word ist ein geschütztes Leerzeichen schnell erzeugt: mit Strg+Umschalt+Leertaste. Wichtig ist natürlich, dass ich alle Zeichen des Textes sehe. Also nicht so:

Sondern so:

Und ein geschütztes Leerzeichen wird in Word am Bildschirm wie ein Gradzeichen dargestellt:

11. August 2011

Fehlerspion als Onlinedienst

ErrorSpy Online ist relativ neues Angebot der D.O.G. Dokumentation ohne Grenzen GmbH, mit dem die Qualität von Übersetzungen kostenlos geprüft werden kann.

Wie funktioniert’s?

Die Nutzerin gibt zunächst Ausgangs- und Zielsprache der Übersetzung an und kann dabei zwischen Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch wählen. Die Übersetzung ist entweder in Form einer bilingualen Datei oder in Form von zwei Einzeldokumenten mit Ausgangs- und Zieltext hochzuladen. Bei bilingualen Dateien werden die Dateitypen TTX, XLF, SDLXLIFF, CSV, TXT und TMX unterstützt, bei einsprachigen Dateien TXT, DOC, DOCX und PDF(!). Die Dateigröße ist auf 2 MB beschränkt.

Im nächsten Schritt kann eine eigene Terminologieliste hochgeladen werden. Unterstützt werden Unicode-Dateien im CSV- und TXT-Format. Die Nutzerin kann aber auch festlegen, dass die Übersetzungsqualität ohne eine spezielle Terminologieprüfung durchgeführt werden soll.

Im nächsten Schritt wird bereits der ErrorSpy-Online-Fehlerbericht ausgegeben, der auch auf den eigenen Rechner heruntergeladen werden kann.

Einen ersten Eindruck von einem ErrorSpy-Fehlerbericht bietet der folgende Screenshot. Grundlage war eine von mir selbst alignierte TMX-Datei der Richtlinie 2008/50/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Mai 2008 über Luftqualität und saubere Luft für Europa.

für vollständigen Fehlerbericht hier klicken

Kann ich dem Fehlerspion vertrauen?

Auch ein automatisiertes Fehlersuchsystem kann keine 100%ige Fehlerfreiheit garantieren. Aber es kann der Übersetzerin Routineprüfungen erheblich erleichtern:

  • die Terminologieprüfung (in meinem Test nicht durchgeführt)
  • die Zahlenprüfung
  • die Akronymprüfung
  • die Konsistenzprüfung
  • die Vollständigkeitsprüfung

Die ganz überwiegende Mehrzahl der für meine Testdatei ermittelten „Fehler“ sind gar keine (z.B. ist keiner der monierten Vollständigkeitsfehler ein wirklicher Fehler, und auch über einige Konsistenzfehler ließe sich streiten). Aber für die Entdeckung mindestens eines Fehlers hat sich die Prüfung auf jeden Fall gelohnt (Hervorhebungen von mir):

Fehlende Zahl : 35
Ausgangssprache: 70 % of limit value (35 µg/m3, not to be exceeded more than 35 times in any calendar year)
Zielsprache: 70 % des Grenzwerts (35 µg/m3 dürfen nicht öfter als siebenmal im Kalenderjahr überschritten werden)

So steht es übrigens noch heute (11.08.2011) in der besagten Richtlinie von 2008 und ihrer Übersetzung. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass einige der monierten Zahlenfehler auf ein Fehlalignment zurückzuführen sind.

ErrorSpy Online findet also eher zu viele als zu wenige Fehler. Dank der übersichtlichen Darstellung der gefundenen Fehler kann die Übersetzerin jedoch die gegebenenfalls notwendigen Fehlerkorrekturen schnell ermitteln.

Kann ich ErrorSpy Online vertrauen?

Ein ganz anderes Problem ist der Schutz meiner Daten.

  • Die Internetverbindung mit ErrorSpy Online nutzt kein abhörsicheres Kommunikationsprotokoll, der Schutz der Vertraulichkeit meiner Übersetzungen ist also nicht gewährleistet. (Die relativ einfache Abhörmöglichkeit kann zu einem Bruch etwaiger Vertraulichkeitsvereinbarungen führen, die ich mit meinem Kunden geschlossen habe.)
  • Die D.O.G. Dokumentation ohne Grenzen GmbH als Betreiberin des ErrorSpy-Online-Dienstes erwähnt auf ihrer Website nicht, was mit den hochgeladenen Dateien geschieht. Ich kann somit nicht ausschließen, dass sie die hochgeladenen Dateien zum Aufbau eines großen Translation Memorys nutzt oder auf andere Weise sammelt und eventuell der Öffentlichkeit zugänglich macht. (Auch dies kann zu einem Bruch von Vertraulichkeitsvereinbarungen führen.)

Fazit

ErrorSpy Online zeigt die beeindruckenden Möglichkeiten einer automatischen Qualitätssicherung für Übersetzungen.

Für den produktiven Einsatz eignet sich das Online-Angebot meines Erachtens allerdings nur bei Übersetzungen, die nicht der Vertraulichkeit unterliegen. Ein weiteres Einsatzgebiet ist die Überprüfung der Qualität des Alignmentergebnisses, von öffentlich zugänglichen Originaltexten und ihren Übersetzungen (das Alignment von Texten zählt ja bekanntlich zu den Nebenaufgaben im Übersetzerinnenalltag, und so wurden Alignment-Themen in diesem Blog bereits mehrfach angeschnitten: LF-Aligner, AlignFactoryLight und Alignment-Strategien).

Wer sich von der Qualität des kostenlosen ErrorSpy-Online-Angebots überzeugen lässt, aber Sicherheitsbedenken hat, der kann auf die kostenpflichtigen ErrorSpy-Versionen (Standard, Freiberufler oder „Quality Suite“) ausweichen. (Ist ja auch der Sinn des kostenlosen Angebots, uns Übersetzerinnen auf den Geschmack zu bringen.)


Weiterführende Links:

Ankündigung von ErrorSpy Online
Allgemeine Beschreibung von ErrorSpy
Preisliste der D.O.G. Dokumentation ohne Grenzen GmbH

8. August 2011

Pippi Langstrumpf bereitet (Übersetzungs-)Probleme

Und noch ein kurzer Lesetipp: Anatol Stefanowitsch hat heute in seinem Sprachlog einen Beitrag unter dem Titel Pippi Langstrumpf, Negerprinzessin und Übersetzungsproblem veröffentlicht, der sich im Grunde mit derselben Frage befasst wie das SZ-Interview mit dem Shakespeare-Übersetzer Frank Günther – nämlich der Frage danach, was eine „angemessene Übersetzung“ ist. Für den Shakespeare-Übersetzer sind das Sachverhalte wie „das grüne Getreide verfaulte, bevor seiner Jugend ein Bart wuchs“, bei der Übersetzung der Pippi-Langstrumpf-Geschichten sind es Wörter wie „Neger“, „Negerprinzessin“ und „Negerkönig“.

Nachtrag: Am 11.08.2011 erschien Anatol Stefanowitschs Fortsetzung Pippi, geh von Bord.

6. August 2011

Interview mit Shakespeare-Übersetzer: „Wie er euch gefällt“

Hier ein kurzer Lesetipp: Die Süddeutsche Zeitung vom 6./7. August 2011 enthält im Feuilleton ein hochinteressantes Interview mit dem Shakespeare-Übersetzer Frank Günther. Titel: „Wie er euch gefällt“. Untertitel: „Wer war William Shakespeare wirklich? Der Übersezter Frank Günther meint, eigentlich gibt es nur eine Person, die seine Werke geschrieben haben kann: die Queen herself“.

Der Artikel ist meines Wissens elektronisch leider (noch) nicht bisher nur als „SZ-E-Paper Mobil“ verfügbar.

5. August 2011

Duden - „Richtiges und gutes Deutsch“ neu erschienen

Heute ist der Sprachratgeber Richtiges und gutes Deutsch von Duden als CD-ROM neu erschienen. Das Werk kann auch als Download gekauft werden (bei www.duden.de). Die gebundene Ausgabe (mit oder ohne CD-ROM) soll wohl am 15. August in den Handel kommen.

Titel- und ISBN-Angaben

Duden – Richtiges und gutes Deutsch
Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle
7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage

  • CD-ROM
    ISBN: 9783411109425
  • Gebundene Ausgabe
    ISBN: 9783411040971
  • Gebundene Ausgabe plus CD-ROM
    ISBN: 9783411041442

Lohnt die Anschaffung?

Inwieweit das neu überarbeitete Wörterbuch Inhalte bietet, die über das kostenlose Angebot in der Rubrik „Sprachwissen“ auf www.duden.de hinausgehen, kann ich leider nicht beurteilen. Erfahrungsberichte könnt ihr gern per Kommentar mitteilen.

2. August 2011

Umfrage zu Illustrationen in Online-Wörterbüchern

Gerade kam folgende Aufforderung zur Beteiligung an einer Online-Umfrage für ÜbersetzerInnen bei mir an:

Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr,

im Rahmen meiner Promotion am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim untersuche ich, welche Bedürfnisse Benutzer in Bezug auf Wörterbuchillustrationen haben und wie illustrierte Onlinewörterbücher benutzt werden. Hierzu liegen bisher kaum fundierte Erkenntnisse vor.

Auf Grund dessen führe ich zurzeit eine Online-Umfrage durch. Ich würde mich freuen, wenn Sie meine Forschung durch Ihre Teilnahme an dieser Studie unterstützen würden. Die Befragung dauert circa 15 Minuten und liegt in deutscher und englischer Sprache vor. Sie kann bis zum 31. August 2011 von jedem beliebigen Webbrowser aus unter folgendem Link aufgerufen werden: http://www.unipark.de/uc/Umfrage_Illustrationen_im_Onlinewoerterbuch/

Als Dankeschön für Ihre Unterstützung können Sie an einer Verlosung teilnehmen. Mit etwas Glück können Sie einen von 10 Amazon-Gutscheinen im Wert von je 10€ gewinnen.

Eine große Hilfe wäre es außerdem, wenn Sie diese E-Mail bzw. den Teilnahmelink an eventuell interessierte Personen (wie z. B. Kollegen oder Studierende) weiterleiten würden.

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

Mit freundlichen Grüßen

Katharina Kemmer

Katharina Kemmer, M.A.
Institut für Deutsche Sprache
Postfach 10 16 21
68016 Mannheim
Abteilung Lexik
Projekt elexiko
Tel.: (0621) 15 81 415
www.ids-mannheim.de
www.elexiko.de

Verdrängen kostenlose Online-Wörterbücher die gedruckten Wörterbücher?

Die Deutsche Welle veröffentlichte am 27.07.2011 ein Gespräch mit dem Geschäftsführer des Langenscheidt-Verlages, Jan Henne de Dijn, über Wörterbücher im digitalen Zeitalter. Im Interview nennt Henne de Dijn Umsatzzahlen, die den großen Druck verdeutlichen, unter den die Anbieter gedruckter kostenpflichtiger Wörterbücher geraten sind.

Als professionelle Übersetzerin nutze ich bestimmte kostenlose Online-Wörterbücher (dem Urteil Henne de Dijns, die „Leo-GmbH biete ‚ein hervorragendes Online-Wörterbuch‘, kann ich mich allerdings nur sehr eingeschänkt anschließen). Aber es muss nicht alles kostenlos sein: ich bin auch gerne bereit, für gute Wörterbücher Geld auszugeben.

Denn zuverlässige Wörterbücher beschleunigen meine Arbeit und tragen zur Sicherung der Qualität meiner Übersetzungen bei.

kleiner Auszug aus meinem Bücherschrank

Dank an lexikographieblog für den Hinweis.

1. August 2011

Global Glossary mit Relaisschaltung

Vor einer knappen Woche (am 26.07.2011) wurde eine neue Version des Global Glossary[1] veröffentlicht. Sie nutzt die Relaistechnik und sucht zusätzliche Übersetzungsvorschläge über den Umweg einer dritten Sprache.

Diese Vorschläge sind natürlich mit besonderer Vorsicht zu genießen – deshalb gibt das Global Glossary auch selbst einen Warnhinweis aus:

WARNING! These suggestions have been obtained by translating [Suchwort] into other languages and then into your target language ([Zielsprache]). While often useful, they can also be misleading. Use with extreme caution.

Ob die Relaistechnik für die Kombination „großer“ Sprachen sinnvoll ist, sei dahingestellt. Vielleicht bringt sie aber bei „kleineren“ Sprachen zusätzliche nutzbare Treffer.


[1] Über das Global Glossary habe ich in diesem Blog bisher hier und hier geschrieben.